Zusammen mit Studierenden vom Goldsmith College und anderen Gruppen organisiert die Londoner No Borders ein einwöchiges Zusammenkommen [convergence] antirassistischer Gruppen und Einzelpersonen, das in London zwischen dem 13. und dem 18. Februar 2012 stattfinden wird. Wir wollen uns treffen, um uns über unsere Erfahrungen mit und unser Wissen über die Restriktionen auszutauschen, mit denen die Bewegungsfreiheit von Menschen eingeschränkt wird, aber auch, um gegen diese Restriktionen Netzwerke zu bilden, Strategien zu entwickeln und Aktionen durchzuführen. Wir wollen einen temporären Raum für die Erzeugung von Narrativen und Praktiken schaffen, welche die Idee in Frage stellen, menschliche Mobilität durch Grenzkontrollen regieren zu wollen.
Warum eine Convergence?
Während sich die globale Wirtschaftskrise verschärft und sich die Folgen der globalen Erwärmung ebenso wie Energie- und Nahrungsmittelkrisen abzeichnen, werden die Grenzen Europas weiter befestigt, um die Interessen und Privilegien der Wenigen auf Kosten der Mehrheit zu schützen. Eine Reihe von beunruhigenden Entwicklungen lässt sich beobachten: die Verschärfung diskriminierender Visa-Anforderungen für Studierende und Lohnarbeiter von außerhalb Europas, die Zunahme von Internierungen und Abschiebungen von Migrierenden unter immer unmenschlicheren Bedingungen, militärähnliche Operationen zum Abfangen von Booten mit MigrantInnen im Mittelmeer, die häufig zu Tragödien mit tödlichem Ausgang führen, verstärkte Hightechüberwachung und Geheimdienstarbeit, die Aus- und Vorverlagerung von Europas Grenzen, indem benachbarte Länder bestochen werden, um als Grenzpolizei der EU zu fungieren und noch vieles andere mehr. Für die meisten MigrantInnen aus dem globalen Süden gleicht Europa immer mehr einer Festung und einem Arbeitslager.
Zugleich haben in der jüngsten Zeit eine Welle von Basisbewegungen auf der ganzen Welt radikale Veränderungen in einem ökonomischen und politischen System gefordert, dass für das Leiden der Mehrheit der Weltbevölkerung verantwortlich ist. Die arabischen Revolutionen verdeutlichen ebenso wie die Proteste und Unruhen von Studierenden und ArbeiterInnen als auch die anti-kapitalistischen Besetzungen in westlichen „Demokratien“, dass mehr und mehr Menschen verstehen, dass die herrschenden Verhältnisse nicht länger hinnehmbar sind, und dass sie die Dinge deshalb in ihre eigenen Hände nehmen. Migrantische Kämpfe sind Teil dieses Erwachens und die bloße Idee „Europa“ wird selbst als Ergebnis dieser Kämpfe neu definiert, ebenso wie durch die oben beschriebenen politökonomischen Entwicklungen.
Wie die Kapitalströme, genießen diejenigen, die einen Reisepass eines EU Mitgliedsstaates oder eines anderen Landes der sogenannten „ersten Welt“ besitzen, die Freiheit zu reisen, wohin sie wollen. Diejenigen, die sich jedoch auf der falschen Seite der künstlich errichteten Grenzen befinden, und deren Länder häufig durch kapitalistische und imperiale Eroberungen zerrissen werden, werden illgalisiert, kriminalisiert und davon abgehalten, was Menschen seit Tausenden von Jahren immer getan haben: auf der Suche nach einem besseren Leben zu wandern und Armut, Unterdrückung, Diskriminierung, Verfolgung oder Krieg zu entfliehen. Das Recht einer jeden zu reisen und zu leben, wo immer sie es möchte, wird denjenigen verweigert, die nicht die „richtige“ Hautfarbe oder den „falschen“ Reisepass oder Kontostand haben.
Dieses inhärent rassistische System von Grenzkontrollen schafft nicht nur Hierarchien zwischen „guten“ und „schlechten“, „nützlichen“ und „ungewollten“ MigrantInnen. Es unterwirft auch all diejenigen, die durch es illegalisiert werden, Formen der Repression und Ausbeutung, die durch eine zunehmend offen rassistische und rechtsradikale Rhetorik und mediale Berichterstattung legitimiert werden.
Was, wo und wann
Die No Borders Convergence, die vom 13. bis zum 18. Februar 2012 in London stattfinden wird, wird Seminare und Workshops über eine ganze Bandbreite von Themen beinhalten: über Praktiken der Internierung und Abschiebung, die EU Migrationspolitik und ihre Grenzschutzagentur FRONTEX, institutionellen Rassismus im Sozialwesen, die Ausbeutung migrantischer Arbeitskräfte und Studierender bis hin zu No Border camps, radikaler Solidarität, direkter Aktion und vielem mehr.
Wir wollen jedoch nicht nur reden: wir hoffen, dass während dieser Woche auch Leute zusammenkommen, um Aktionen gegen verschiedene Aspekte des Grenzregimes in London und Umgebung zu planen und durchzuführen.
Die Convergence wird das sein, was ihr daraus macht, aber wir wünschen uns, dass es ein Laboratorium für radikale Gedanken, Ideen, Diskussionen und Aktionen wird, ein Zusammenkommen von vielen verschiedenen Leuten, die ein gemeinsamer Kampf gegen interne als auch externe Grenzen eint.
Kommt vom 13. bis zum 18. Februar 2012 zu uns nach London. Wir werden versuchen, eine Videokonferenz einzurichten, damit all diejenigen, die nicht persönlich dabei sein können, die Diskussionen mitverfolgen und an ihnen teilnehmen können.
Mehr Informationen zu Anreise, Programm und einer Schlafplatzbörse findet ihr bald unter:
http://london.noborders.org.uk/node/536
Für Rückfragen, Vorschläge oder um euch an den Vorbereitungen zu beteiligen, schreibt an: noborderslondon[at]riseup.net
Freedom of movement and equal rights for all!
Bewegungsfreiheit und gleiche Rechte für alle!